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inhalt dieses dokuments: stimmvorgang | temperatur

Stimmvorgang

Eine Möglichkeit, Lauten zu stimmen, wird bei M. Agricola wie folgt beschrieben:

  • Die Quintsaite (Chor 6) wird so hoch gezogen, wie es ihr Spannmaß es erlaubte
  • Der Klein-Brummer (Chor 3) wird auf dem 2. Bund in der Höhe der Quintsaite (Chor 6) gestimmt
  • Der Groß-Brummer (Chor 1) wird auf die Höhe des 2. Bundes des Klein-Brummers (Chor 3) gestimmt.
  • Die Mittel-Saite (Chor 4) wird auf die Höhe des 2. Bundes der Quintsaite (Chor 6) gestimmt
  • Der Mittel-Brummer (Chor 2) wird auf die Höhe des 3. Bundes der Mittel-Saite (Chor 4) gestimmt
  • Die Gesang-Saite (Chor 5) wird auf die Höhe des 2. Bundes des Mittelbrummers (Chor 2) gestimmt

stimmvorgang

Eigentlich ist Agricola der Auffassung, daß die Intervalle zwischen den Chören nach dem Gehör in Abständen von Quarte und Terz gestimmt werden sollte, gibt aber für den Lehr-Jungen die oben beschriebene Stimmethode an. M. Agricola schreibt dazu (Musica instrumentalis deudsch ..., 1529):

Weil aber ein solch stymmen ist gantz schwer
Welchs durch quarten / Tertz / wird geübet mehr.
Und am aller meisten eym ler Jungen
Der sein lebtag nicht viel hat gesungen.
So will ich ein leichter art melden
Durch Octauen / die feilet gantz selden.

Denn ein Octaua ist leichter vorwar
Als Quarten / Tertien / und Quinten zwar
Wie ein guter Senger bekennen mus
Die sey gesagt zu einem uberflus

Die Auswirkungen auf die Temperatur werden hier nicht weiter beschrieben, sollten aber bei der Frage nach der richtigen Temperatur berücksichtigt werden.

Temperatur

In der Renaissance sind vor allem mitteltönige Temperaturen (größtmögliche Anzahl reiner Terzen) gebräuchlich. Bis Beginn des 16. Jhd. wurden jedoch auch noch pythagoräische Temperaturen (reine Quinten, H-Fis mit Pyt. Komma) verwendet. Außerdem wird immer wieder diskutiert, ob Lauten wegen ihrer Bauweise nicht eigentlich für eine gleichschwebende Temperatur (also mit gleichen Halbtonschritten) prädestiniert sind und auch so gestimmt wurden.

Im folgenden Text werden die wichtigsten Stimmanweisungen kurz vorgestellt. Außerdem werden Hinweise zur Berechnung von Temperaturen und den Schlußfolgerungen für die Laute gegeben.

Agricola (Mitteltönig)

M. Agricola beschreibt in seiner "Musica instrumentalis" von 1542 ein System für die Bundteilung, daß vom Grundton C aus folgende Intervalle benutzt:

------Grafik in Arbeit----------

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Gerle (Mitteltönig)

...

------Grafik in Arbeit----------

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Gleichschwebende Temperatur im Verhältnis 18/17

Für die gleichschwebende Temperatur wurde in der Praxis das Verhältnis 18/17 angewendet. Das entspricht einem Intervall von 98,95 Cent. Beim 4. Bund beträgt die Abweichung zum gleichstufigen System bei einer Mensur von 60 cm gerade einmal 1,2 mm, so daß hörbare Unterschiede erst in den oberen Lagen entstehen. Diese werden jedoch durch die veränderten Schwingungsverhältnisse bei gegriffenen Saiten wieder ausgelichen, so daß die Anordnung der Bünde in diesem Verhältnis zur Erzielung einer gleichschwebenden Temperatur sehr sinnvoll ist.

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